Identifizierung von Regulationselementen für genomisches Imprinting in Säugetieren.


Abstrakt
Unter Imprinting (elterliche Prägung) versteht man die Expression von nur einem der beiden elterlichen Allele eines Gens. Die Stillegung des anderen Allels wird durch epigenetische Modifikationen, wie DNA-Methylierung und Histonmodifikationen erreicht. Ziele des Projektes sind die Identifizierung genetischer und epigenetischer Imprinting-Kontrollelemente und eine Klärung ihrer Funktionsweise. In zwei Imprinting-Modellregionen, der Beckwith-Wiedemann-Syndrom-Region (BWS) auf Chromosom 7 und der Dlk1-Gtl2-Region auf Chromosom 12 der Maus, haben wir neue elterlich geprägte Gene identifiziert und ihre allel- und gewebespezifische Expression untersucht. Innerhalb der Imprinting-Regionen zeigen die geprägten Gene eine starke evolutionäre Konservierung ihrer physikalischen Anordnung in Maus und Mensch.
Beide Regionen unterscheiden sich jedoch in Bezug auf Struktur und Funktion: Die Gtl2 / Dlk1-Region enthält eine Fülle von snoRNAs und microRNAs, die nach der Geburt ein charakteristisches gehirnspezifisches Expressionsmuster aufweisen. Dagegen liegen in der Beckwith-Wiedemann-Region verschiedene embryonale und plazentale Wachstumsfaktor- bzw. Wachstumrepressorgene und ein langes nichttranslatiertes Transkript, das am epigenetischen, allelspezifischen Silencing beteiligt ist.
Obwohl die Gene beider Modell-Regionen so unterschiedlich erscheinen, enthalten beide dennoch zentrale, allelspezifische Regulationselemente, die sogenannten Imprinting-Center, die sich in beiden Regionen in beiden Spezies durch komplexe Wiederholungen von bestimmten DNA-Motiven, sogenannte Tandem-Repeats, auszeichnen. Durch bioinformatische Analysen wurde bestätigt, dass Tandem-Repeats ein charakteristisches Merkmal von CpG-Inseln elterlich geprägter Gene sind. Neben den Imprinting-Centern wurden insbesondere in der BWS-Region unter Einbeziehung weiterer Säugetierespezies stark konservierte Elemente identifiziert. Reportergen-Assays zeigen, dass eine Reihe dieser Tandem-Repeats und konservierte Elemente als Regulationselemente fungieren könnten.
Keywords: Methylation, Imprinting, Beckwith-Wiedemann syndrome
Arbeitsgebiet: genetics, epigenomics, comparative genomics, molecular evolution
Am Projekt beteiligt: Dr. Stephanie Barth
Gilles Gasparoni
Tarang Khare
Sascha Tierling
Link: http://www.uni-saarland.de/fak8/genetik/

Publikationen

Seitz, H., N. Youngson, S.P. Lin, S. Dalbert, M. Paulsen, J.P. Bachellerie, A.C. Ferguson-Smith and J. Cavaille. 2003. Imprinted microRNA genes transcribed antisense to a reciprocally imprinted retrotransposon-like gene. Nature Genetics 34: 261-262.

Paulsen, M., T. Khare, C. Burgard, S. Tierling and J. Walter. 2005. Evolution of the Beckwith-Wiedemann syndrome region in vertebrates. Genome Research 15: 146-153.

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Kontakt

Dr. Martina Paulsen
Universität des Saarlandes
FR 8.2 Genetik
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